Gedenken an die ermordeten Zwangsarbeiter
29. August 2024
Vor 80 Jahren, am 28. August 1944, wurden auf dem Gelände der damaligen Fuchs-Waggonfabrik fünf junge Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion von den Nazis brutal ermordet.
VVN-BdA und Antikriegsforum legten am 28. August 2024 um 13 Uhr zum Gedenken einen Kranz nieder.
Eine andere Initiative führten eine Gedenkveranstaltung um 18 Uhr durch. Initiator Gert Guntermann sowie Redner von den Grünen und der FDP nutzten sie als Werbeplattform für mehr Waffen für die Ukraine und Stimmungsmache gegen Russland, indem sie auf unsägliche Weise Parallelen zum deutschen Faschismus zu ziehen suchten.
Da wir dies angesichts des Kreises von Aufrufenden schon befürchtet hatten, hatten wir ein entsprechendes Flugblatt vorbereitet – hier der Wortlaut:
Zum Gedenken an die ermordeten Zwangsarbeiter
Deutschland hat aufgrund der Verbrechen unterm Faschismus und im Zweiten Weltkrieg eine besondere Verantwortung für den Frieden.
Wir gedenken heute der fünf ermordeten Zwangsarbeiter. Sie wurden 1942 aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland verschleppt und vor 80 Jahren, am 28. August 1944, auf dem Gelände der damaligen Fuchs’schen Waggonfabrik von den Nazis brutal ermordet.
VVN-BdA und Antikriegsforum haben 2015 die Errichtung und Übergabe des Mahnmals an die Öffentlichkeit begrüßt und die Veranstaltung der IG Metall und der Stadt Heidelberg am 70. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus unterstützt. Auch am diesjährigen 9. Mai haben wir den Opfern mit einer Kranzniederlegung am Mahnmal gedacht.
Die Veranstaltung heute haben Personen und Organisationen wie „Stop Dictators HD“ seit letztem Donnerstag per E-Mail organisiert. Ein inhaltlicher Aufruf war nicht beigefügt. Der bestialische Mord an den Zwangsarbeitern wird in der Mail sowie auch am 26. August in der Rhein-Neckar-Zeitung von ihnen als „Episode“ bezeichnet.
Der jüngste der fünf sowjetischen Zwangsarbeiter, Wasilij Skorkin, kam aus Ponyry im Kreis Kursk, Westrussland. Er war 17 Jahre alt, als er nach Deutschland verschleppt wurde, und musste mit 19 sterben.
Vor fast genau 81 Jahren tobte dort am „Kursker Bogen“ die größte Schlacht im Zweiten Weltkrieg. 1,2 Millionen Angehörige der Roten Armee und 200.000 deutsche Soldaten blieben dabei auf den Schlachtfeldern tot zurück.
Auch an den Zweiten Weltkrieg, der vom deutschen Faschismus am 1. September 1939 entfesselt wurde, müssen wir in diesen Tagen erinnern und an den Vernichtungsfeldzug der Wehrmacht gegen die Sowjetunion. Aus alldem resultiert eine besondere deutsche Verantwortung für den Frieden.
Im Sommer 1943 drangen tausende deutsche Panzer vom Typ „Panther“, „Tiger“ und „Marder“ in der Region Kursk vor. Heute rollen dort erneut deutsche „Marder“-Panzer („Berliner Zeitung“, 19.08.2024).
Sollte das heutige Gedenken an die ermordeten Zwangsarbeiter mit einer möglichen Instrumentalisierung verbunden sein, für Forderungen nach Waffenlieferungen, Aufrüstung und Kriegspropaganda, treten wir dem ausdrücklich entgegen.
Heidelberg, 28. August 2024, VVN-BdA Heidelberg und Heidelberger Forum gegen Militarismus und Krieg