Aktiver Antifaschist bis zum letzten Atemzug: Albert Fritz
29. April 2020
Albert Fritz wurde im Januar 1899 in Hornberg/Baden geboren. Nach der Lehre arbeitete er als Eisendreher. Schon 1921 wurde er Mitglied der damals noch sehr jungen Kommunistischen Partei Deutschlands und war im selben Jahr am Mitteldeutschen Aufstand beteiligt. Diese Kämpfe linker ArbeiterInnen in den sächsischen Bergbauregionen entwickelten sich aus dem Generalstreik gegen den rechten Kapp-Putsch und wurden von Polizei und rechten Freikorps blutig niedergeschlagen. In den Folgejahren musste Albert Fritz untertauchen, konnte aber dank der Unterstützung von GenossInnen und von Solidaritätsnetzwerken wie der neu entstandenen Roten Hilfe einer Verhaftung entgehen.
Ab 1925 war Albert Fritz in Heidelberg gemeldet und lernte hier seine spätere Frau Barbara kennen, die ebenfalls aus einer politisch aktiven Familie stammte. Nach der Heirat im Jahr 1929 wohnten sie gemeinsam in Kirchheim im Steinäckerweg 52, der heutigen Albert-Fritz-Straße. Der ArbeiterInnenstadtteil Kirchheim galt damals – ebenso wie der Pfaffengrund – als „rote Hochburg“. Bis 1933 war Albert Fritz für die KPD Mitglied des Heidelberger Stadtrates; von 1931 bis 1933 war er zudem Sekretär und Kassierer der KPD für den Bezirk Baden-Pfalz. Zu dieser Zeit arbeitete er in seinem Beruf als Eisendreher bei der Lanz AG in Mannheim.
Die Machtübergabe an die Nazis löste sofort eine breite Repressionswelle gegen die ArbeiterInnenbewegung aus. Bereits Anfang März 1933 wurde Albert Fritz in Lörrach – unweit seiner Geburtsstadt – verhaftet. Er musste ein Jahr im KZ Ankenbuck, später im KZ Kislau verbringen.
Trotz des Nazi-Terrors und der brutalen Haftbedingungen, die er erlebt hatte, engagierte sich Albert Fritz nach seiner Entlassung im Frühjahr 1934 schnell wieder in antifaschistischen Zusammenhängen. Neben seiner Arbeit für die illegale KPD engagierte er sich vor allem für die Rote Hilfe Deutschlands, die die zahllosen politischen Gefangenen und ihre Familien unterstützte.
Ende 1934 wurde Albert Fritz erneut verhaftet und im März 1935 zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt, weil er an der Erstellung illegaler Schriften im KPD-Unterbezirk Heidelberg beteiligt gewesen war. Mit ihm wurden zehn andere aktive Kommunisten verurteilt, was die Widerstandsarbeit in der Region hart traf.
Nicht nur aus eigener bitterer Erfahrung, sondern auch aus seiner langjährigen Arbeit für die Rote Hilfe wusste er nur zu gut, wie das NS-Regime mit Menschen verfuhr, die es immer noch wagten, Widerstand zu leisten. Er wusste, welcher Gefahr er sich aussetzte, aber es war ihm wichtig, die Menschen in seinem Umfeld über die Auswirkungen von Hitlers Politik – Gleichschaltung, Unterdrückung und Krieg – aufzuklären.
Deshalb setzte Albert Fritz gleich nach seiner Entlassung seine antifaschistische Tätigkeit fort und schloss sich der Widerstandsgruppe um Georg Lechleiter an. An seinem neuen Arbeitsplatz, der Mannheimer Schiffswerft, sammelte Albert Fritz eine kleine Zahl von zuverlässigen AntifaschistInnen um sich. In anderen Großbetrieben existierten weitere kommunistische Zellen, die ebenfalls mit Lechleiter in Kontakt standen.
Anfänglich konzentrierten sich die AktivistInnen auf Spendensammlungen für gefangene GenossInnen und ihre Angehörigen im Sinn der Roten Hilfe. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion beschloss die Gruppe, eine klandestine Zeitung herauszugeben. „Der Vorbote“ sollte innerhalb des Widerstandsnetzwerks über den realen Kriegsverlauf und die Entwicklungen innerhalb des Reichs informieren. Neben Albert Fritz waren aus Heidelberg die frühere Sozialdemokratin Käthe Seitz und ihr Mann Alfred beteiligt.
Vier Nummern des „Vorboten“ erschienen im Herbst und Winter 1941 in einer Auflage von bis zu 200 Exemplaren. Im ganzen Großraum wurden die Artikel über die tatsächliche Entwicklung des deutschen Vernichtungskriegs, über die wirtschaftlichen Folgen und über die Grundsätze konspirativer Arbeit von eingeweihten NazigegnerInnen gelesen.
Die fünfte Ausgabe sollte noch bis Ende Februar 1942 fertiggestellt werden, doch dazu kam es nicht mehr. Am 26. Februar begann die Gestapo mit der Festnahme zahlreicher AntifaschistInnen aus Mannheim und der Region, darunter Georg Lechleiter und Jakob Faulhaber. In einer zweiten Verhaftungswelle im März wurde auch Albert Fritz inhaftiert.
Die nun folgenden Verhöre dauerten ununterbrochen tage- und nächtelang und wurden mit ungeheuerlicher Brutalität geführt. Die Folterungen forderten noch vor Beginn der Prozesse drei Todesopfer.
Am 16. Mai 1942 wurde gegen die ersten vierzehn Angeklagten das Todesurteil gesprochen. In den Morgenstunden des 15. Septembers wurden sie hingerichtet.
Am 21. Oktober 1942 begann der Prozess gegen die zweite Gruppe der Angeklagten, unter denen sich auch Albert Fritz befand. Das Verfahren fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, nachdem die erste Gruppe im Gerichtssaal ihre Standhaftigkeit bewiesen und sich selbstbewusst zu ihrer politischen Überzeugung bekannt hatte. Albert Fritz wurde am 22. Oktober 1942 mit seinen GenossInnen Richard Jatzeck, Ludwig Neischwander, Bruno Rüffer und Henriette Wagner zum Tode verurteilt, die übrigen Angeklagten zu langjährigen Haftstrafen. Am 24. Februar 1943 um 5 Uhr morgens wurde Albert Fritz zusammen mit seinen MitstreiterInnen im Lichthof des Justizgebäudes enthauptet.