Demonstration „Tag der Befreiung: 8. Mai muss Feiertag werden!“
30. April 2021
Am 8. Mai 2021 veranstalten wir in Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften und anderen befreundeten Organisationen eine Demonstration unter dem Motto „Tag der Befreiung vom NS-Faschismus: Der 8. Mai muss Feiertag werden!“ Die Auftaktkundgebung beginnt um 16.00 Uhr an der Stadtbücherei Heidelberg. Bitte beachtet die geltenden Abstandsregeln und bringt Masken mit.
Zuvor gibt es bereits eine Kundgebung in Mannheim, mit kulturellem Rahmenprogramm, die von 12 bis 14 Uhr auf dem Mannheimer Schillerplatz stattfindet.
Im Folgenden der Aufruf zu unserer Demonstration am 8. Mai in Heidelberg:
Am 8. Mai 1945 wurde nahezu ganz Europa von Faschismus und Krieg befreit. In Deutschland empfanden vor allem die Überlebenden der Shoah, der Konzentrationslager und Zuchthäuser sowie ihre Angehörigen und die befreiten Zwangsarbeiter*innen den 8. Mai als den lang ersehnten Tag der Befreiung. Aber auch wir, die wir heute leben, verdanken die Chance eines Lebens in Frieden, Freiheit und Vielfalt den alliierten Truppen, unter denen die Rote Armee mit Abstand die größte Last des Krieges in Europa zu tragen hatte.
Mehr als 55 Millionen Menschen fielen Naziterror, Shoah und Vernichtungskrieg zum Opfer. Sie bezahlten den deutschen Griff nach der Weltherrschaft mit unvorstellbarem Leid und ihrem Leben.
Unvergessen bleibt der Beitrag, den der antifaschistische Widerstand in Deutschland, in der Emigration, in Partisanenverbänden und in den Streitkräften der Anti-Hitler-Koalition zur Befreiung vom Faschismus geleistet hat. Wir erinnern am 8. Mai auch an sie.
In nahezu allen von NS-Deutschland besetzten Ländern wurden der 8. und/oder 9. Mai gesetzliche Feiertage. 40 Jahre hat es gedauert, bis ein Präsident der Bundesrepublik den 8. Mai als Tag der Befreiung anerkannt und gewürdigt hat. Bis dahin hatte die Sicht der Nazis, der Profiteur*innen, Mitläufer*innen und Zuschauer*innen das offizielle Vokabular geprägt: Zusammenbruch, Kapitulation, Niederlage, Besatzung, Stunde Null, Neubeginn. Mit Richard von Weizsäckers Rede wurde die Perspektive der Verfolgten des Naziregimes „gesellschaftsfähig“. Ein offizieller Tag der Erinnerung und Mahnung – ein Tag gegen Faschismus und Krieg – wurde der 8. Mai jedoch in der Bundesrepublik bis heute nicht.
Wir fordern, dass der 8. Mai als Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg endlich in ganz Deutschland ein offizieller Gedenktag wird, um den Tag zu feiern, den der als Jude und Kommunist verfolgte Kämpfer der Résistance, Peter Gingold, 1945 in Paris als „Morgenröte der Menschheit“ erlebt hat. Der 8. Mai soll ein Tag gegen Rassismus, Antisemitismus, Ausgrenzung und Diskriminierung jeglicher Form werden.
Bereits am 8. Mai 2020 – zum 75. Jahrestag der Befreiung – wurden dem Bundestag 100.000 Unterschriften übergeben, welche die Forderung unterstützen, den 8. Mai zu einem bundesweiten gesetzlichen Feiertag zu machen. Von vielen zivilgesellschaftlichen Organisationen erhält die Forderung Zuspruch. So unterstützen beispielsweise der DGB, Einzelgewerkschaften, migrantische Organisationen, Gedenkstätten und Gliederungen verschiedener Parteien diese Forderung.
Wir erinnern am 8. Mai an die Hoffnung der Befreiten auf eine Welt ohne Kriege, Elend und Unterdrückung und treten ein für eine neue Welt des Friedens und der Freiheit, wie es die befreiten Häftlinge des KZ Buchenwald geschworen haben:
„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“
Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg!