Es gibt einen Sophie-Berlinghof-Platz!

23. Februar 2025

Nach wochenlanger intensiver Öffentlichkeitsarbeit hatte unsere Initiative Erfolg: Es wird einen Sophie-Berlinghof-Platz geben. Der Heidelberger Gemeinderat hat in seiner Sitzung am 20. Februar 2025 beschlossen, den Platz in Handschuhsheim, der bisher nach dem Nazi Karl Kollnig benannt war, nach der antifaschistischen Widerstandskämpferin Sophie Berlinghof umzubenennen.

Damit wird endlich eine bedeutende Heidelberger Antifaschistin gewürdigt, die sich seit ihrer Jugend dem braunen Terror widersetzte. Trotz massiver Repression durch das NS-Regime war Sophie Berlinghof im Widerstand gegen die Nazis aktiv. Nach 1945 war die Kommunistin führend aktiv in der VVN. Bis ins hohe Alter engagierte sie sich als Sprecherin unserer Kreisvereinigung gegen Faschismus und Krieg. Besonders setzte sie sich für das Gedenken an die von den Nazis Verfolgten ein. Dazu gehörten die antifaschistischen Stadtrundgänge und Auftritte als Zeitzeugin ebenso wie die Errichtung des Mahnmals für die ermordeten Widerstandskämpfer*innen auf dem Heidelberger Bergfriedhof und die jährlichen Gedenkveranstaltungen.

Unser Vorschlag, den Platz in ihrem Wohnviertel Handschuhsheim nach der couragierten Antifaschistin zu benennen, wurde im Bezirksbeirat von der SPD eingebracht und von „Die Linke/ Bunte Linke“ sowie den lokalen Gewerkschaften unterstützt: Die Kreisvorstände des DGB und der gew stellten sich ebenfalls hinter die Initiative. Auch aus vielen weiteren Organisationen, Gruppierungen und Parteien gab es regen Zuspruch.

Im Vorfeld der Abstimmung hatten Stadtverwaltung sowie rechte Kreise in Gemeinderat und Stadtgesellschaft versucht, Sophie Berlinghof zu verunglimpfen, um so die Umbenennung nach einer Antifaschistin und Kommunistin zu verhindern. Dem begegneten wir mit Pressearbeit, einem gut besuchten Vortrag, zwei Stadtrundgängen und einer Kundgebung. Zahlreiche Leser*innenbriefe in der Rhein-Neckar-Zeitung machten deutlich, wie vielen Menschen in Heidelberg die Umbenennung in Sophie-Berlinghof-Platz ein Anliegen ist. Trotzdem erhielten die von der SPD eingebrachten und von „Die Linke/Bunte Linke“ unterstützten Anträge, die Endemannstraße in der Weststadt in Emil-Henk-Straße und den Kollnig-Platz in Sophie-Berlinghof-Platz umzubenennen, am 5. Februar 2025 im Haupt- und Finanzausschuss des Gemeinderats keine Mehrheit. Emil Henk (SPD) war ebenfalls im Widerstand und wurde von den Nazis 1934 für 20 Monate inhaftiert.

Entsprechend hitzig war die Debatte in der entscheidenden Gemeinderatssitzung am 20. Februar 2025: Besonders die AfD, die bereits im Vorfeld massiv Stimmung gegen die Widerstandskämpferin gemacht hatte, löste durch verleumderische Beiträge und unsägliche Gleichsetzungen Empörung aus, und die CDU verbreitete ebenfalls Unwahrheiten. Beide Parteien stimmten dann auch dagegen – doch 27 Gemeinderatsmitglieder votierten für den für den von SPD, „Die Linke/Bunte Linke“ und dem GAL-Einzelstadtrat eingebrachten Antrag für den Sophie-Berlinghof-Platz. In derselben Sitzung wurde auch einer Straßenumbenennung nach einem sozialdemokratischen Widerstandskämpfer zugestimmt, sodass es in Kürze auch eine Emil-Henk-Straße gibt.

Es ist für uns ein Grund zu feiern, dass die rechte Hetze keinen Erfolg hatte und die Widerstandskämpferin nun endlich gewürdigt wird. Wir bedanken uns an dieser Stelle ausdrücklich bei der Gemeinderatsfraktion Die Linke/Bunte Linke, der SPD, den Gewerkschaften und allen anderen, die uns aktiv unterstützt haben. Daneben gilt unser Dank allen Mitgliedern des Gemeinderats, die für die Umbenennung in Sophie-Berlinghof-Platz in Handschuhsheim und Emil-Henk-Straße in der Weststadt gestimmt haben. Mit diesen Entscheidungen wurde gerade in Zeiten des Rechtsrucks ein wichtiges Zeichen gegen braune Hetze und Faschismus gesetzt.