Offener Brief der VVN-BdA HD: Kein Gedenken an die Opfer des Nazi-Regimes zusammen mit der AfD!
24. Januar 2020
Die VVN-BdA Kreisvereinigung Heidelberg hat sich mit dem folgenden Offenen Brief an Oberbürgermeister Würzner, die Fraktionen im Heidelberger Gemeinderat sowie an die Medien gerichtet:
Am 27. Januar:
Kein Gedenken an die Opfer des Nazi-Regimes zusammen mit der AfD!
Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) wurde von Menschen gegründet, die den Nationalsozialismus als Negation der Demokratie und der Menschenwürde, als Regime des Massenmordes erlitten und gegen ihn Widerstand geleistet hatten. Den Überlebenden der Verfolgung aus rassistischen und politischen Gründen, der millionenfachen Vernichtung jüdischer Menschen sowie der Sinti und Roma, und auch den Nachkommen der Verfolgten und WiderstandskämpferInnen fühlen wir uns verpflichtet. Bis heute stellen die letzten Überlebenden der Verfolgung durch das NS-Regime und ihre Nachkommen einen beträchtlichen Teil unserer Mitglieder.
Deshalb appellieren wir an die demokratische Öffentlichkeit Heidelbergs, die demokratischen PolitikerInnen, Bürgermeister, Oberbürgermeister, die demokratischen StadträtInnen und Fraktionen Heidelbergs sowie an alle, die Gedenkveranstaltungen ausrichten: Am 27. Januar – kein Gedenken an die Opfer des Nazi-Regimes zusammen mit der AfD! Laden Sie rechtspopulistische und offen faschistische Feinde der Demokratie nicht ein, sondern laden Sie sie aus! Nutzen Sie Ihre vielfältigen politischen Möglichkeiten zur klaren Positionierung in der Erinnerungskultur! Es liegt in Ihrer Hand.
Lea Rosh, die Vorsitzende des Förderkreises Denkmal für die ermordeten Juden Europas e.V., gab am 9. November 2018 ein nachdrückliches Beispiel. Sie hinderte den Vertreter der AfD daran, sich am Gedenken zu beteiligen.
Unerträglich und schmerzhaft ist es, dass die überlebenden Opfer des NS-Regimes, ihre Kinder und Enkel in ihrer Trauer von VertreterInnen einer Partei gestört werden, die Nazis, AntisemitInnen und GeschichtsfälscherInnen in ihren Reihen duldet. Ermöglichen Sie den Überlebenden und ihren Nachkommen ein würdiges Gedenken!
Die AfD nutzt ihre Teilnahme an Gedenkveranstaltungen, um sich als vermeintlich ganz normale demokratische Partei darzustellen. Gleichzeitig führt sie einen fundamentalen Angriff auf die Erinnerungskultur in Deutschland. In der kritischen Aufarbeitung der deutschen Geschichte sehen die offen faschistischen und rechtspopulistischen Kräfte nur ein Hindernis auf dem Weg zu neuer nationaler Größe. Im Grundsatzprogramm der AfD heißt es: „Die aktuelle Verengung der deutschen Erinnerungskultur auf die Zeit des Nationalsozialismus ist zugunsten einer erweiterten Geschichtsbetrachtung aufzubrechen, die auch die positiven, identitätsstiftenden Aspekte deutscher Geschichte mit umfasst.“ Was die AfD damit meint, hat Björn Höcke deutlich gemacht, als er im Januar 2017 in Dresden eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad” für Deutschland forderte. Laut Alexander Gauland, Fraktionsvorsitzender der AfD im Bundestag, werde die AfD „nicht nur unser Land, sondern auch unsere Vergangenheit zurückholen” und „die Deutschen“ hätten überdies das Recht, stolz zu sein auf „Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen“. Für ihn sei die Zeit des NS-Regimes nur ein „Vogelschiss” in der deutschen Geschichte.
Für die AfD ist ihr geschichtsrevisionistischer Angriff von zentraler Bedeutung zur Aushöhlung der offenen Gesellschaft und deren schrittweise Transformation in einen autoritären Obrigkeitsstaat.
DemokratInnen sollten diesen Angriff entschlossen zurückweisen, gerade am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des NS-Regimes, dem internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, dem Jahrestag der Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee.
Wir appellieren an Sie:
Laden Sie die AfD vom Gedenken aus!
VVN-BdA Kreisvereinigung Heidleberg, 21. Januar 2020