Widerstand während des Krieges: Käthe und Alfred Seitz

8. April 2020

Auch in den letzten Jahren der NS-Zeit leisteten zahllose AntifaschistInnen entschlossenen Widerstand gegen die Nazis, um die Befreiung zu beschleunigen. Viele wurden für ihr mutiges Aufbegehren in den letzten Kriegsjahren ermordet, darunter auch HeidelbergerInnen wie Käthe und Alfred Seitz.

Käthe Seitz wurde am 12. Februar 1894 als Käthe Philippine Brunnemer in Ludwigshafen geboren. Ihr Vater Philipp Brunnemer war ein aktiver Sozialdemokrat und brachte seine Tochter schon früh mit sozialistischen Ideen in Kontakt. Während ihrer ersten Ehe mit Theo Janssen war die junge Frau ab 1919 SPD-Stadträtin in Cleve, doch nach ihrer Scheidung und ihrem Umzug nach Mannheim im Jahr 1922 war sie nicht mehr in politischen Ämtern aktiv.

Bald lernte sie Alfred Seitz kennen, der am 10. Februar 1903 in Mannheim geboren war und ebenfalls der SPD nahestand. Er arbeitete als Krankenpfleger, zuletzt in der Thoraxklinik in Rohrbach in der Nähe der gemeinsamen Wohnung in der Karlsruher Straße 46.
Hier erlebten sie das Erstarken der NSDAP, die Machtübertragung an Hitler und den brutalen Terror gegen NazigegnerInnen aller Spektren, gegen die jüdische Bevölkerung, gegen Sinti und Roma und gegen andere Minderheiten.

Es ist unklar, wie stark Käthe und Alfred Seitz bereits in früheren Jahren mit den Widerstandsgruppen in Heidelberg in Kontakt standen; in jedem Fall entgingen sie den ersten Massenverhaftungen der NS-Zeit.
Der Vater von Käthe Seitz, Philipp Brunnemer, stand in regelmäßigem Austausch mit Georg Lechleiter und anderen kommunistischen WiderstandskämpferInnen aus Mannheim. Über ihn verfolgten Käthe und Alfred Seitz die ersten Entwicklungen, die zur Gründung der Vorbote-Gruppe führten.

Im Jahr 1940 hatte ein Kreis um Georg Lechleiter vor allem in den Mannheimer Großbetrieben mehrere antifaschistische Zellen aufgebaut, die Spenden für die politischen Gefangenen und ihre Familien sammelten. Am Tag des Überfalls auf die Sowjetunion, am 22. Juni 1941, beschlossen die WiderstandskämpferInnen, dass sie stärker aktiv werden mussten. Bei einem Treffen in der Wohnung von Käthe und Alfred Seitz wurde vereinbart, die antifaschistische Zeitung „Der Vorbote“ herauszugeben.
An der Erstellung der illegalen Zeitung, die nur an vertrauenswürdige GenossInnen verteilt wurde, waren Dutzende von WiderstandskämpferInnen beteiligt. Käthe Seitz fiel die zentrale Rolle zu, die Texte auf Matrizen abzutippen; ihr Mann Alfred unterstützte sie bei den Korrekturen und als Kurier. Ihr Vater, Philipp Brunnemer, vervielfältigte die Zeitung auf einem Abzugsapparat in seinem Keller.

Anfang 1942 kam die Gestapo der Gruppe auf die Spur. Im Februar 1942, während der Produktion der 5. Ausgabe, setzten die Massenverhaftungen ein. Schon Mitte Mai 1942 fand ein erster Prozess gegen 14 AntifaschistInnen statt, darunter Käthe und Alfred Seitz sowie Philipp Brunnemer. Alle 14 wurden zum Tode verurteilt.
Nach einem halben Jahr in der Todeszelle wurden Käthe und Alfred Seitz zusammen mit ihren 12 GenossInnen am 15. September 1942 in Stuttgart hingerichtet.